Echte oder unechte Arbeitslosigkeit?
Abstract
Der Beitrag befaßt sich mit der Frage, ob die Arbeitslosen arbeiten könnten, wenn sie wollten und ob sie überhaupt wollen. "Zunächst wird geprüft, ob die Arbeitslosen überwiegend aus sog. 'Problemgruppen' bestehen und deshalb schwer vermittelbar sind und wie sich deren Umfang im Zeitablauf verändert hat. Dann wird der Frage nachgegangen, ob es für die Offenen Stellen keine geeigneten Arbeitslosen gibt und ob Arbeitskräftemangel erkennbar die Expansion der Beschäftigung und damit den Abbau der Arbeitslosigkeit behindert. Hinweise auf die Entwicklung regionaler und beruflicher Ungleichgewichte unter den Arbeitslosen runden die Überlegungen zur Frage ab, ob sich die vorhandenen Arbeitslosen zur Wiederbeschäftigung eignen. Wie hoch der Prozentsatz 'schwarzer Schafe' unter den Arbeitslosen sein könnte, hat das IAB bei den Vermittlern in den Arbeitsämtern direkt abgefragt. Anhaltspunkte für die Arbeitswilligkeit lassen sich darüber hinaus besonders aus dem Verhalten von Langfristarbeitslosen gewinnen: aus der Arbeitsuche auf eigene Faust auch ohne das Arbeitsamt, aus dem Grad der Ablehnung von Vermittlungsvorschlägen. Die Tatsache, daß drei Viertel der Arbeitslosen unfreiwillig ihre Arbeit verloren haben, zeigt, daß nur eine Minderheit das Netz der sozialen Sicherung mit einer bequemen Hängematte verwechselt. Ebenso verliert der oft behauptete Mangel an Anpassungsfähigkeit der Arbeitslosen im Licht der Fakten an Bedeutung für die Erklärung der Krise am Arbeitsmarkt. Sowohl regional als auch in beruflicher und finanzieller Hinsicht ergibt sich ein Bild beachtlich hoher Mobilität und Mobilitätsbereitschaft." (IAB2)
Cite article
(1985): Echte oder unechte Arbeitslosigkeit? In: Materialien aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung No. 6, p. 1-10.