Erwerbsbeteiligung und Arbeitsmarktverhältnisse
Abstract
"In der Bundesrepublik wird die Differenz zwischen effektiven Erwerbspersonen (Erwerbstätige und Arbeitslose) und Erwerbspersonenpotential als 'Stille Reserve' bezeichnet. Sie ergibt sich als Saldo von Entmutigungs- und Ermutigungseffekten. 'Entmutigung' heißt dabei im Hinblick auf die Arbeitsmarktstatistik der Bundesrepublik, daß Personen, die 'normalerweise' (d.h. zu Zeiten der Vollbeschäftigung) erwerbstätig wären, nun weder erwerbstätig noch beim Arbeitsamt arbeitslos gemeldet sind. Soweit noch eine Arbeit gesucht wird, wird das Arbeitsamt nicht (bzw. nicht mehr) eingeschaltet. Möglich ist aber auch, daß wegen der Schwierigkeiten, einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden, nicht mehr aktiv um Arbeit nachgesucht wird. Schlechte Arbeitsmarktverhältnisse (hohe Arbeitslosigkeit) können auch zu einer gewissen zusätzlichen ... effektiven Erwerbsbeteiligung führen, zum einen in Form lediglich zeitweilig ansteigender Erwerbstätigkeit (wegen Arbeitslosigkeit von Familienangehörigen), zum anderen in Form überhöhter registrierter Arbeitslosigkeit (Möglichkeit des Ausnutzens von Ansprüchen an die Sozialversicherung). Soweit auch ein Ermutigungseffekt auftritt, untertreibt die gegenwärtig ausgewiesene Stille Reserve den eigentlichen Entmutigungseffekt mit anderen Worten: Die Zahl der 'entmutigten Erwerbspersonen' (= 'discouraged workers') ist gleich der Stillen Reserve und der Zahl der 'ermutigten Erwerbspersonen' (= 'encouraged workers', 'additional workers'). ... Im folgenden werden relevante neuere Umfrageergebnisse aus der Bundesrepublik angeführt, insbesondere erste Ergebnisse einer eigens hierfür durchgeführten Repräsentativbefragung erwerbstätiger und nicht erwerbstätiger Frauen von Ende 1978 (IAB-Projekt 2-232). Dabei wird an entsprechende Überlegungen und schon (seit 1967) vorhandene Zeitreihen von 'discouraged workers' in den USA angeknüpft." (Autorenreferat)
Cite article
Brinkmann, C. (1980): Erwerbsbeteiligung und Arbeitsmarktverhältnisse. Neue empirische Ergebnisse zur "Entmutigung" und zusätzlichen "Ermutigung" von weiblichen Erwerbspersonen. In: D. Mertens & W. Klauder (Hrsg.) (1980): Probleme der Messung und Vorausschätzung des Erwerbspersonenpotentials : Beiträge zum Arbeitstreffen am 17. und 18. Mai 1979 (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 44), p. 120-145.