Beschäftigungswirkungen beim Übergang zu einer alternativen Energiestruktur
Abstract
"Konfrontiert mit der stetigen Verknappung von Öl und Gas, mit Sicherheits- und Umweltproblemen in Verbindung mit Kohle - und Kern-Energie sowie mit den steigenden Preisen dieser nicht regenerierbaren Brennstoffe, konzentriert sich das Interesse in steigendem Maße auf die Möglichkeiten einer alternativen Energiestruktur und auf die Frage nach den Beschäftigungswirkungen, die sich dabei ergeben würden. Das hier im Gegensatz zu herkömmlichen Projektionen für die USA entwickelte Szenario stellt im Schwerpunkt auf rationelle Energieverwendung sowie direkte und indirekte Nutzung von Sonnenenergie ab. Vorgesehen wird im einzelnen eine bessere Isolation von Privat- und Geschäftsgebäuden sowie Ausstattung mit passiven und aktiven Solarsystemen. Im industriellen Bereich werden energieeffizientere Methoden, wie Kraft-Wärme-Kopplung, Solarkollektoren und mehr Recycling erwartet. Das Transportwesen soll durch leistungsfähigere Kraftfahrzeuge und den verstärkten Einsatz von Massentransportmitteln verbessert werden. Methan- und Alkoholgewinnung aus Biomasse-Abfällen, die Verwendung von Solarzellen sowie wind- und sonnenbetriebene Generatoren sollen weitere Energiepotentiale nutzbar machen. In den USA sind hierfür bis 1990 Investitionen in Höhe von 500 Mrd. $ (in Preisen von 1978) erforderlich, ab 1990 jährliche Investitionen in Höhe von 66 Mrd. $, das sind 13% der privaten Bruttoanlageinvestitionen. Die vorgesehenen Maßnahmen zur rationelleren Energieverwendung und Nutzung von regenerierbaren Energiequellen würde bis 1990 in der Gesamtwirtschaft per Saldo zu zusätzlich 2.170.000 Arbeitsplätzen führen. Ein Viertel der Investitionen und Arbeitsplätze entfallen dabei auf die rationelle Energieverwendung, drei Viertel auf die direkte und indirekte Nutzung der Solarenergie, deren Anteil bis 1990 auf 13% steigen könnte. Durch die Maßnahmen könnte 1990 insgesamt, einschließlich Solarenergie, mit 76 quads nicht mehr Energie verbraucht werden als 1977. Der Verbrauch an erschöpfbarer Energie sänke sogar um 15%, der Stromverbrauch um 29%. Damit verbunden würde sich die Zahl der Arbeitsplätze in den brennstoff- und elektrizitätserzeugenden Wirtschaftszweigen (einschließlich Vor- und Zulieferer) um 1.137.000 verringern. Andererseits entstünde durch die Energieeinsparung ein zusätzlich verfügbares Einkommen, das, wenn es für andere Güter und Dienstleistungen ausgegeben wird, zusätzlich 1.870.000 Arbeitsplätze schaffen würde. Insgesamt ergäbe sich also bei diesem Szenario ein Netto-Beschäftigungseffekt von 2.903.000 neuen Arbeitsplätzen. Weitere positive Effekte werden in der dann aufgrund der spezifischen Technologie entstehenden dezentralen Beschäftigungsstruktur gesehen, sowie in dem Umstand, daß die vorgesehenen alternativen Energiegewinnungs- und Verwendungsverfahren arbeitsintensivere Produktionsprozesse erforderlich machten, so daß mit einem tendenziellen Rückgang der Arbeitslosigkeit zu rechnen wäre."
Cite article
Rodberg, L. (1980): Beschäftigungswirkungen beim Übergang zu einer alternativen Energiestruktur. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 13, No. 1, p. 15-38.