Der Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland 1977 (insgesamt und regional) und die Auswirkungen arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen
Abstract
"Im Mittelpunkt der Vorausschau steht die - nach neuesten Einschätzungen vergleichsweise optimistische - Variante, die ein wirtschaftliches Wachstumstempo von real 5 % zugrunde legt. Bei einer derartigen Wirtschaftsentwicklung wäre für den Arbeitsmarkt mit folgender Konstellation zu rechnen: ++ Das deutsche Erwerbspersonenpotential steigt 1977 gegen über dem Vorjahr um rund 40 000 auf 24,6 Millionen an. Das ausländische Erwerbspersonenpotential würde 1977 insge samt um gut 100 000 Personen abnehmen. Dies ist auf die wei tere (Netto-)Rückwanderung ausländischer Erwerbspersonen und auf den Rückgang der Potentialerwerbsquote zurückzu führen. ++ Ähnlich wie im vorigen Jahr würde die gesamtwirtschaftliche Produktivität (je geleisteter Arbeitsstunde) fast im glei chen Maße zunehmen wie die gesamtwirtschaftliche Produktion von Gütern und Diensten ( + 4,5 %). Im Zuge der Rezession ge bildete Produktivitätsreserven dürften damit weitgehend ab gebaut sein. ++ Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen würde 1977 somit wie im Vorjahr geringfügig expandieren. Bei einer leicht abnehmenden durchschnittlichen jährlichen Arbeitszeit ist dann anzunehmen, daß die Nachfrage nach Arbeitskräften 1977 um + 0,7 % ( + 170 000 Personen) über dem Vorjahr liegt. Bei den deutschen Erwerbstätigen dürfte der Zuwachs mit + 240 000 stärker ausgeprägt sein als insgesamt, denn bei unverändertem Anwerbestopp wird die Zahl der ausländischen Erwerbstätigen auch 1977 zurückgehen (um - 70 000). ++ Die Zahl der registrierten Arbeitslosen insgesamt würde ca. 900 000 Personen (180 000 weniger als im Vorjahr) be tragen, die Stille Reserve etwa 550 000 Personen (-65 000). Der Auslastungsgrad des potentiellen Arbeitsvolumens wäre mit voraussichtlich 93 % noch weitaus niedriger als in früheren, konjunkturell besseren Jahren. Bei einer schwächeren Zunahme des realen Sozialprodukts (z.B. um nur 3 %) würde die Nachfrage nach Arbeitskräften voraussichtlich auf dem Niveau von 1976 verharren. Die Zahl der registrierten Arbeitslosen dürfte dann im Jahresdurchschnitt 1977 kaum unter die Millionengrenze sinken. Mit einem Abbau der Stillen Reserve wäre nicht zu rechnen. Bei einer Wirtschaftswachstumsrate zwischen 3 und 5 % wäre entsprechend mit einer Arbeitsmarktentwicklung innerhalb der hier aufgezeigten Bandbreite zu rechnen, bei einer Wachstumsrate von 6 % ginge die Arbeitslosigkeit wahrscheinlich auf etwa 800 000 im Jahresdurchschnitt 1977 zurück. Unter der Annahme, daß die für 1977 vorgesehenen Mittel für Kurzarbeit, Allgemeine Maßnahmen zur Arbeitsbeschaffung (ABM) und Vollzeitmaßnahmen zur beruflichen Bildung (FuU) voll ausgeschöpft werden, ist diesen Instrumenten insgesamt eine Entlastungswirkung hinsichtlich der Arbeitslosenzahl von rund 175 000 Personen (im Vorjahr 213 000 Personen) zuzurechnen. Ohne diese Maßnahmen wäre eine entsprechend höhere Arbeitslosenzahl zu erwarten." (Autorenreferat)
Cite article
Bach, H., Brinkmann, C., Hürner, P., Kohler, H., Kridde, H., Reyher, L., Spitznagel, E. & Zeit-Wolfrum, R. (1977): Der Arbeitsmarkt in der Bundesrepublik Deutschland 1977 (insgesamt und regional) und die Auswirkungen arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 10, No. 1, p. 1-18.