Zum Problem der "strukturellen Arbeitslosigkeit"
Abstract
"Es wird versucht, objektive, quantitative Indikatoren zur Beurteilung der Frage zu finden, ob und ggf. inwieweit strukturelle - im Gegensatz zu konjunktureller - Arbeitslosigkeit gegenwärtig größer ist als früher und mit welcher Entwicklung insofern künftig zu rechnen ist. Strukturelle Arbeitslosigkeit liegt (per definitionen) dann und insoweit vor, als angebotene Arbeitsplätze nachhaltig nicht von Arbeitslosen besetzt werden können, weil unüberwindbare Diskrepanzen zwischen den Merkmalstrukturen von Arbeitsplätzen und Arbeitslosen es nicht zulassen. Die Berechnungen haben ergeben, daß das Ausmaß struktureller Arbeitslosigkeit gegenwärtig niedriger zu veranschlagen ist als z.B. 1967. Die Berufs- und Regionalstruktur der Arbeitslosen ist zur Zeit ausgewogener als früher, die Voraussetzungen für eine Wiedereingliederung ins Erwerbsleben im Falle einer Nachfragebelebung sind also günstiger. Das Tempo des sektoralen Strukturwandels der Beschäftigung wird künftig - wie schon bislang - eher weiter zurückgehen, die Anforderungen an die Anpassung der Arbeitskräfte an die Nachfrageverschiebungen zwischen den Sektoren nehmen tendenziell also eher ab als zu. Die Ergebnisse lassen nur begrenzte Schlußfolgerungen zu. Zu fordern ist einerseits eine energische Wachstumspolitik. Andererseits darf die Strukturpolitik nicht vernachlässigt werden, solange die Wirtschaftsdynamik nicht ausreicht, strukturbedingte Freisetzungen durch Expansion in anderen Bereichen auszugleichen und somit die Vollbeschäftigung zu sichern." (Autorenreferat)
Cite article
Cramer, U., Klauder, W., Mertens, D., Reyher, L. & Spitznagel, E. (1976): Zum Problem der "strukturellen Arbeitslosigkeit". In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 9, No. 1, p. 70-89.