Über den Zusammenhang zwischen Ausbildung und Beruf bei männlichen Erwerbspersonen
Abstract
Mit Hilfe der aus der Zusatzbefragung zum Mikrozensus 1964 gewonnenen Daten "wurde der Versuch unternommen, unter Einbeziehung eines weiteren Merkmals (nämlich der Antworten auf die Frage: Üben Sie Ihren Beruf aufgrund der Lehr- bzw. Anlernausbildung aus?) die Einsichten in berufliche Mobilitaetsvorgänge zu vertiefen. Dabei zeigte sich, dass in einem Drittel der Fälle, in denen Lehr- bzw. Anlernberuf und ausgeübter Beruf nicht übereinstimmten, die Befragten angaben, ihren Beruf dennoch aufgrund der Lehr- bzw. Anlernausbildung auszuüben. Der Anteil der Männer, die angaben, ihren Beruf aufgrund der Ausbildung auszuüben, lag bei den Absolventen berufsbildender Schulen (z.B. Fachschulen, Hochschulen) bei 85 % und war damit wesentlich höher als bei den Männern, die ausschließlich eine Lehr- bzw. Anlernausbildung abgeschlossen hatten (64 %). Aufgrund der Auszählungen in Verbindung mit dem erwähnten zusätzlichen Merkmal war es möglich, einen Überblick über den Gesamtumfang und die Richtung beruflicher Mobilität zu gewinnen: So ergab sich z.B., dass von allen männlichen Erwerbspersonen mit Volksschulausbildung, die eine Lehr- bzw. Anlernausbildung in einem industriellen oder handwerklichen Beruf absolviert, jedoch keine weitere Ausbildung an einer berufsbildenden Schule durchlaufen hatten (also für einen Facharbeiterberuf ausgebildet waren), etwa zwei Drittel noch in einem industriellen oder handwerklichen Beruf als Facharbeiter tätig waren; 12 % übten zwar noch einen industriellen oder handwerklichen Beruf aus, jedoch als angelernter Arbeiter oder Hilfsarbeiter; 8 % waren in Verkehrsberufen (vor allem als Kraftfahrer) tätig; 5 % arbeiteten in Handels-, Verwaltungs- oder Büroberufen; und weitere 5 % übten einen technischen Beruf (Ingenieur, Techniker, Technischer Zeichner, Maschinist etc.) aus. Die recht unterschiedlichen Verhältnisse in einzelnen Lehr- bzw. Anlernberufen werden dargestellt. Bei der Gliederung nach der Stellung im Beruf zeigte sich, dass von den Männern mit Volksschul- und Facharbeiterausbildung (ohne weitere Ausbildung an Fachschulen etc.) knapp 10 % als Facharbeiter und 20 % als Hilfs- oder angelernte Arbeiter tätig waren. Von den Männern mit einer Lehr- bzw. Anlernausbildung in einem Handelsberuf waren 20 % als Selbständige, 11 % als Angelernte oder Hilfsarbeiter tätig. Weiterhin war es aufgrund der vorgenommenen Auszählungen moeglich, die Arbeitsmarktlage der einzelnen Lehr- bzw. Anlernberufe zu "messen". Für Ausbildungsberufe mit einer hohen Zahl Abgängen in andere Berufe (ohne die Ausbildung verwerten zu können) und niedriger Zahl von Zugängen aus anderen Berufen kann vorgenommen werden, dass der "Markt" übersättigt war. Solche Werte ergaben sich fuer Lehrberufe wie Böttcher, Stellmacher, Sattler, Schuhmacher und Bäcker. Die umgekehrte Situation (nämlich eine niedrige Zahl von Abgängen in andere Berufe und eine hohe Zahl von Zugängen aus anderen Berufen), also eine günstige Arbeitsmarktsituation, ergab sich z.B. beim Fraeser, Fernmeldemonteur, Chemiebetriebswerker, Versicherungskaufmann und Chemielaboranten. Auf diese Weise konnten die Lehr- bzw. Anlernberufe in insgesamt 15 Gruppen mit unterschiedlicher Arbeitsmarktsituation eingeordnet werden." (Der erste Teil des Aufsatzes erschien in MittAB Heft 2/1970)
Cite article
Hofbauer, H., Dadzio, W. & König, P. (1970): Über den Zusammenhang zwischen Ausbildung und Beruf bei männlichen Erwerbspersonen. Teil II: Weitere Einzelergebnisse und Gesamtüberblick über Umfang und Richtung beruflicher Mobilität. In: Mitteilungen aus der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Vol. 3, No. 4, p. 354-379.