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Publication

Beim Friseur in Glasgow

Abstract

"Im Folgenden werden die Alltagsroutinen in Glasgower Friseursalons zum Brennpunkt einer vergleichenden Betrachtung, die ein möglicherweise stadttypisches Erfordernis des Sicheinlassens auf soziale Differenzierungen für das Wirtschaftshandeln von Friseuren zum Thema hat. Alltagsroutinen in Friseursalons lassen lokale Spezifika erkennen. Zum Zweck der Rekonstruktion sprechen wir von 'Glaubenssätzen', welche die in Glasgower Salons beobachtbaren ökonomischen Konventionen praktikabel und verstehbar machen (Salais 2007; Baur 2008). Methodisch basiert dieser Text auf fokussierten Ethnographien (Knoblauch 2001), die wir in vier ausgewählten Friseursalons in Glasgow (und ebenso in Frankfurt, Dortmund und Birmingham) im November 2013 durchgeführt haben sowie ergänzend auf einer umfassenden standardisierten Befragung und der Dokumentation bereits zurückliegender längerer Ethnographien in zwei weiteren Friseursalons. Im Zusammenhang der ethnographischen Beobachtungen wurden vertiefend professionelle Photographien erstellt. Diese orientierten sich an Hinweisen aus den Beobachtungen und erweitern die Ethnographie um eine zusätzliche Beobachtungsperspektive (vgl. Liggett 2007: 10). Worauf wir uns ebenfalls beziehen, sind Friseurszenen im Stadtkrimi. Literarische Texte werden in der sozialwissenschaftlichen Empirie selten als Quellen zur Analyse der sozialen Konstruktion von Wirklichkeit herangezogen (s. aber Boltanski 2013; für einen Überblick Köck 2010), denn Fiktionales erscheint für die Sozialwissenschaften methodisch schwer greifbar. Literarische Erzählungen - zumal erfolgreiche Stadtkrimis, die darauf angelegt sind, dass Leser in ihnen 'ihre' oder zumindest eine ganz bestimmte Stadt wiederfinden - stehen aber der fraglichen sozialen Wirklichkeit und ihren vielfältigen narrativen Praktiken nicht fern. Sie sind vielmehr ein eigenes Medium pointierender Thematisierung dieser sozialen Wirklichkeit und liefern in der literarischen Verdichtung ebenso Schilderungen, Reduktionen, Reflexionen und auch ein Stück Selbstreproduktion 'dieser' Stadt mitsamt ihrer vielschichtig ausdifferenzierten Perspektiven und Orte." (Textauszug, IAB-Doku)

Cite article

Meier, L. & Griem, J. (2014): Beim Friseur in Glasgow. In: S. Frank, P. Gehring, J. Griem & M. Haus (Hrsg.) (2014): Städte unterscheiden lernen : zur Analyse interurbaner Kontraste: Birmingham, Dortmund, Frankfurt, Glasgow (Interdisziplinäre Stadtforschung, 19), p. 283-299.