Mehr Vermittlungen durch mehr Vermittler?
Abstract
"Kann durch ein verstärktes Vermittlerteam die Integration von (Langzeit-)Arbeitslosen in den Arbeitsmarkt verbessert werden? Im Jahr 2001, als ein Personalschlüssel von 600 bis 900 Arbeitslosen pro Vermittler in der Arbeitsverwaltung durchaus normal war, kam diese Frage bereits im Vorfeld der späteren Arbeitsmarktreformen auf. Grundüberlegung war, dass einerseits ein zu kleines Vermittlerteam möglicherweise den anfallenden Aufgaben - die auch bei Langzeitarbeitslosigkeit über ein bloßes Verwalten hinaus gehen sollten - nicht gerecht werden könnte, andererseits aber ein zu großes Team zu nicht vertretbaren Kosten führen würde. Die Durchführung des Modellprojekts 'Förderung der Arbeitsaufnahme - integriert und regulär (FAIR)' wurde noch im gleichen Jahr durch den Verwaltungsrat der BA beschlossen. Mit Jahresbeginn 2002 wurde in vier ausgewählten Geschäftsstellen mit den Vorbereitungen und ab Jahresmitte mit der Umsetzung von FAIR begonnen. Die Feldphase endete am 31. Dezember 2005. In der Zwischenzeit wurde das Modellprojekt in den drei Varianten FAIRalt, FAIRplus und FAIRneu an die sich ständig ändernden Rahmenbedingungen angepasst. Um die Wirkung des verbesserten Betreuungsschlüssels messen zu können, wurden in der ersten Variante Langzeitarbeitslose in Arbeitsagenturen mit vergleichbarer Marktsituation herangezogen. Die zweite und dritte Variante wurde als 'echtes' Experiment durchgeführt: Per Zufall wurde entschieden, ob eine Person, die sich neu als arbeitslos registrieren ließ (FAIRneu) und darüber hinaus potenziell von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht war (FAIRplus), dem besonders ausgestatteten FAIR-Team oder einem normal ausgestatteten Team zugeordnet wurde. Unterschiede im Arbeitsmarktverbleib zwischen der Gruppe der im Rahmen von FAIR besonders Betreuten mit der jeweiligen Vergleichsgruppe können deshalb so interpretiert werden, dass sie nur auf die Teilnahme an FAIR zurückzuführen sind. Dieser Band stellt die Ergebnisse der Evaluation vor, die von Stefan Schiel, Helmut Schröder und Reiner Gilberg vom infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft GmbH durchgeführt wurde. Die Ergebnisse der rein betriebswirtschaftlichen Effizienzanalysen zeigen, dass ein Mehr an Vermittlern auch ein Mehr an Kosten mit sich bringt, das selbst im günstigsten Fall nicht durch die entstehenden Einsparungen ausgeglichen werden konnte. Auch wenn die Bewertung der drei Varianten unterschiedlich ausfällt, kommt die Begleitforschung insgesamt zu dem Ergebnis, dass die FAIR-Teams in Hinsicht auf die Verringerung beziehungsweise Vermeidung von Langzeitarbeitslosigkeit stets effektiver waren als ihre jeweiligen Vergleichsteams und verweist auf den positiven Effekt einer frühzeitigen, intensiven Betreuung." (Autorenreferat, IAB-Doku)
Cite article
Schiel, S., Schröder, H. & Gilberg, R. (2008): Mehr Vermittlungen durch mehr Vermittler? Ergebnisse des Modellversuchs "Förderung der Arbeitsaufnahme" (FAIR). (IAB-Bibliothek 312), Bielefeld: Bertelsmann, 263 p.