Aufschwung am Arbeitsmarkt - Trendwende oder Strohfeuer?
Abstract
Deutschland befindet sich in einem Aufschwung, der auch deutlich am Arbeitsmarkt sichtbar ist. Der Beitrag untersucht, wie sich der aktuelle Aufschwung der Wirtschaft und des Arbeitsmarktes vom vorhergehenden Aufschwung um die Jahrtausendwende unterscheidet und betrachtet dabei konjunkturelle und strukturelle Änderungen. Die untersuchungsleitenden Fragestellungen lauten: War die Beschäftigungsintensität des Wachstums im Aufschwung 1998-2000 größer? Welche Bedeutung kommt den Reformen auf dem Arbeitsmarkt für den derzeitigen Aufschwung zu? Wird der Rückgang der Arbeitslosigkeit aufgrund einer Statistikbereinigung überzeichnet? Ist der gegenwärtige Aufschwung konjunkturell oder strukturell bedingt? Die Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass sowohl die institutionellen Änderungen der letzten Jahre als auch erste empirische Anzeichen vermuten lassen, dass ein Teil der zusätzlichen Beschäftigung nachhaltig bestehen bleiben dürfte. Wie stark die strukturelle Arbeitslosigkeit derzeit tatsächlich sinkt, kann nach Meinung der Autoren im Moment aber noch nicht quantifiziert werden. Aus ihrer Sicht hängt die künftige Arbeitsmarktentwicklung davon ab, ob es gelingt, die Sozialversicherungsbeiträge zu senken oder ob weitere Beschäftigungschancen insbesondere für Geringqualifizierte geschaffen werden. Die Nachhaltigkeit der Beschäftigungsentwicklung wird ihrer Auffassung nach auch bestimmt von den Tarifpartnern. Ob künftig von der Lohnseite ein stärkerer Kostendruck ausgeht, der den Aufschwung hemmt, hängt daher auch von der weiteren Entwicklung der Lohnverhandlungen ab. (IAB)
Cite article
Gartner, H. & Klinger, S. (2007): Aufschwung am Arbeitsmarkt - Trendwende oder Strohfeuer? In: Wirtschaftsdienst, Vol. 87, No. 9, p. 613-619. DOI:10.1007/s10273-007-0701-6