Aktuelle Herausforderungen für die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik
Abstract
Der Beitrag geht der Frage nach, ob die Hartz-Reformen an den wirklichen Ursachen der Arbeitsmarktkrise ansetzen. Die Effizienz aktivierender Arbeitsmarktpolitik sowie einzelner wesentlicher Elemente der Hartz-Reformen zur Förderung der Rahmenbedingungen für Beschäftigung (Deregulierung des Arbeitsrechts, stärkere Anreize für Niedriglöhne) werden diskutiert. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass eine Neuausrichtung der Arbeitsmarktpolitik hin zu einer konsequenten Aktivierung der Arbeitssuchenden auf gesamtwirtschaftlicher Ebene zu einem Rückgang der Arbeitslosigkeit beitragen kann. Die Beschäftigungseffekte der Hartz-Reform sollten jedoch nicht überschätzt werden, da sie nicht an den Hauptursachen der anhaltenden Arbeitslosigkeit ansetzen. "Die jüngsten Arbeitsmarktreformen können einen Beitrag zur Bewältigung der Beschäftigungskrise leisten, sind aber allein nicht geeignet, das wirtschaftliche Wachstum zu verstärken und die Arbeitskräftenachfrage entscheidend und nachhaltig zu erhöhen." Als Hauptursachen der Beschäftigungsmisere werden die anhaltende Wachstumsschwäche, wenig beschäftigungsfreundliche Tarifvereinbarungen, hohe Abgabenbelastung und die Regulierung der Märkte betrachtet. Umfassende Strukturreformen zur Förderung von Wirtschaftswachstum und Beschäftigungsdynamik stehen noch aus; die Chancen für ihre Umsetzung werden vom Autor jedoch als gering eingeschätzt. Vor allem Föderalismus und Tarifautonomie werden als hemmende Faktoren für die Anpassungsfähigkeit institutioneller Arrangements gesehen. (IAB2)
Cite article
Walwei, U. (2006): Aktuelle Herausforderungen für die Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik. In: U. Andersen (Hrsg.) (2006): Politische Ökonomie (Politische Bildung, 01/2006), p. 45-71.