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Strukturgenese und Differenz

Abstract

Kulturvergleiche setzen ein historisches Bewusstsein voraus, ein Bewusstsein von der Entstehung und Entwicklung von Kulturen. Der Autor skizziert die erkenntnistheoretischen Grundlagen des Kulturvergleichs, wobei der Schwerpunkt auf der Kulturentwicklung in Anlehnung an die Entwicklungstheorie Piagets liegt. Hierbei werden identitätslogische Überreste eines absolutistischen Denkens vom Vorrang des Subjekts identifiziert. Zwei Ansätze der Genese von Kultur werden vorgestellt: Zum einen sozialkonstitutive Ansätze, die den Konstitutionsprozess von der sozialweltlichen Einbettung des Subjekts her aufschlüsseln und Kommunikation in den Mittelpunkt stellen, zum anderen den strukturgenetischen Ansatz, für den er optiert. Charakteristisch für die strukturgenetisch-rekonstruktive Konstitutionstheorie ist die Rekonstruktion von Kulturbildungs- und Entwicklungsprozessen aus Bedingungen heraus, die als Entwicklungsumgebung für einen Bildungsprozess emergenter Sinn - und Kommunikationsstrukturen fungieren. Hierbei wird das Subjekt nicht als Geist, sondern als Organismus verstanden, der sich im aktiven Handeln eine Welt erschließt. Drei Vorteile dieses Ansatzes werden herausgearbeitet: "Strukturen werden nicht als rational rekonstruierbare, nicht als generative Kompetenzen, sondern als analytisch-rekonstruktive Resultate empirischer Forschung begriffen". Die Konzeptualisierung kultureller Strukturen als azentrische schließt zudem ableitungslogische, teleologische und deterministische Entwicklungsvorstellungen aus, und "durch den Ausweis der Heterochronie von Entwicklungsprozessen werden drittens Vorstellungen eines unilinearen und ubiquitären Entwicklungsverlaufs kritisiert". (IAB2)

Cite article

Wenzel, U. (2005): Strukturgenese und Differenz. Rekonstruktive Perspektiven des Kulturvergleichs. In: I. Srubar, J. Renn & U. Wenzel (Hrsg.) (2005): Kulturen vergleichen : sozial- und kulturwissenschaftliche Grundlagen und Kontroversen, p. 228-250.