Bildung und soziale Strukturierung
Abstract
Bildungssysteme sind zwar nicht der Entstehungsort sozialer Ungleichheit, ihnen wird jedoch in modernen Gesellschaften eine wichtige Rolle bei der Statusdistribution und Reproduktion gesellschaftlicher Ungleichheit zugesprochen. In diesem Sinne bezieht Bildungspolitik ihre zentrale Legitimation aus dem Beitrag, den das Bildungssystem zur Verbesserung von Chancengleichheit und gesellschaftlicher Teilhabe leistet. Dem deutschen Bildungssystem wird ein hohes Maß an sozialer Selektion zugesprochen und vor dem Hintergrund bildungsstrukturtheoretischer Überlegungen beschreibt der Bericht die sozialen Ungleichheitsphänomene im Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland auf vier Indikatorenebenen: (1) sozialstrukturelle Herkunftsmerkmale für Bildungsverhalten und -beteiligung (mit besonderem Akzent auf Migrationshintergrund), (2) interne Segmentativität des Bildungssystems in der Öffnung und Schließung des Bildungszugangs, (3) Zusammenhang von Bildung und Formen des Zusammenlebens in seinen Interdependenzen und (4) Verhältnis von Bildung und Arbeit bzw. Arbeitsmarkt (nicht nur bezogen auf Bildungszertifikate und Berufspositionen, sondern auf die durch den Arbeitsprozess selbst gegebenen Lernchancen). Die Berichtsanalyse zur Bildungsentwicklung in der Bundesrepublik kommt zu dem Fazit, dass alte soziale Ungleichheiten nur begrenzt abgebaut wurden und neue nicht bewältigt und zum Teil in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht einmal geortet sind. (IAB)
Cite article
Baethge, M. & Kupka, P. (2005): Bildung und soziale Strukturierung. In: M. Baethge (Red.), P. Bartelheimer (Red.), T. Fuchs (Red.), N. Kratzer (Red.) & I. Wilkens (Red.) (2005): Berichterstattung zur sozioökonomischen Entwicklung in Deutschland : Arbeit und Lebensweisen. Erster Bericht, p. 177-209.