Diagnoses, therapies, questions
Abstract
In der Rede wird eine Bewertung des Berichts der Task-Force Beschäftigung aus (inoffizieller) deutscher Sicht vorgelegt. Ausgehend von den Feststellungen des Länderberichts zu Deutschland werden die gestellten Diagnosen und angebotenen Therapien analysiert und daraus generelle Folgerungen gezogen. Dabei ist davon auszugehen, dass es für die europäische Beschäftigungslage keine länderspezifischen nationalen Lösungen geben kann, da es sich angesichts der gemeinsamen Wirtschafts- und Währungspolitik und des Euro um eine europäische Krise handelt, die nur gemeinsam bewältigt werden kann. Es stellt sich die Frage, ob die europäische Konstruktion stark genug ist, eine solche gemeinsame europäische Lösung durchzusetzen. Deutschland befindet sich im Mittelfeld der EU-Staaten, wobei als spezifische Problemkreise die niedrige Beschäftigungsrate älterer Arbeitnehmer, ein sehr niedriger Anstieg der Beschäftigungszahlen, die überdurchschnittliche Arbeitslosenquote sowie die regionalen Unterschiede zwischen Ost-und Westdeutschland diagnostiziert werden. Die vorgeschlagenen Therapien - mehr ökonomische Anpassungsfähigkeit, Arbeit zu einer echten Alternative für alle werden lassen und Investitionen in das Humankapital - können selbst bei einer vollständigen Umsetzung nicht zu einer Beseitigung der diagnostizierten Schwächen führen. Die europäischen kontinentalen Wohlfahrtsstaaten befinden sich in einem sozialen Transformationsprozess, wobei die alten Strukturen der Sozialversicherungssysteme und der Sozialpartnerschaften nicht kollabieren dürfen, bevor neue wohlfahrtsstaatliche Konstruktionen absehbar sind. (IAB)
Cite article
Allmendinger, J. (2005): Diagnoses, therapies, questions. Where are we going? In: E. Hönekopp (Hrsg.) (2005): The report of the European employment task force : impetus to European employment policy - impulses for Germany (Beiträge zur Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 293), p. 7-12.