Personal-Service-Agenturen
Abstract
Anfang 2003 hat die Bundesregierung auf Vorschlag der Kommission für 'Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt' das Arbeitnehmerüberlassungsrecht dereguliert, mit dem Ziel, den traditionellen Leiharbeitsmarkt zu erweitern. Gleichzeitig wurde mit dem Personal-Service-Agenturen (PSA) ein neues Instrument der aktiven Arbeitsmarktpolitik geschaffen, um Arbeitslosen eine schnelle Integration in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen sowie die Dauer der Arbeitslosigkeit zu verkürzen oder längere Arbeitslosigkeit sogar zu vermeiden. Der Beitrag analysiert die Implementationsstrukturen und -prozesse von PSA, die bereits ein Jahr nach dem Start des Instrumentes von der Bundesanstalt für Arbeit angepasst werden mussten. Die Analyse des Instrumentendesigns belegt, das dem Instrument eine klare Zielformulierung fehlt. Mit Blick auf die sozio-ökonomischen Merkmale der PSA-Beschäftigten finden sich im Vergleich zu den arbeitsmarktrelevanten Eigenschaften der traditionellen Leiharbeiter nur geringe strukturelle Unterschiede. Es zeigt sich, dass Langzeitarbeitslose kaum eine höhere Chance haben, in PSA eine temporäre Beschäftigung zu finden als in der traditionellen Leiharbeit. Von Seiten der PSA wird angemahnt, einen Zielgruppen-Mix zu definieren und einen Grundbetrag zu vereinbaren, der der Zielgruppenheterogenität entspricht, um passgenauer spezifische Kundenaufträge abzuwickeln. Die Analyse der Trägerform hat gezeigt, dass die häufig geäußerte Vermutung, Bildungsträger seien nicht geeignet, eine PSA zu betreiben, nicht uneingeschränkt gestützt werden kann. Der diskutierte Vorschlag, dass Arbeitslose mit einem Gutschein versehen sich eine beliebige Leiharbeitsfirma suchen können, birgt die Gefahr von hohen Mitnahme - und Substitutionseffekten. Erfahrungen mit Vermittlungsgutscheinen belegen, dass hiermit erheblicher Missbrauch betrieben wird / werden kann. (IAB)
Cite article
Jahn, E. (2004): Personal-Service-Agenturen. Design und Implementation. In: B. Vogel (Hrsg.) (2004): Leiharbeit : neue sozialwissenschaftliche Befunde zu einer prekären Beschäftigungsform, p. 61-84.