24-Stunden-Betreuung für Menschen mit Pflegebedarf – Beschäftigungssituation der Live-ins
Rund-um-die-Uhr-Versorgung für Menschen mit Pflegebedarf durch stationäre Langzeitpflege oder professionelle ambulante Pflege ist für die meisten Familien nicht finanzierbar. Die stattdessen im Haushalt eingesetzten sogenannten Live-in-Kräfte, meist Frauen aus Osteuropa, befinden sich häufig in prekären Arbeitsverhältnissen. Erst im Sommer 2021 setzte ein Urteil des Bundesarbeitsgerichts für sie den deutschen gesetzlichen Mindestlohn fest - auch für Bereitschaftszeiten. Im Koalitionsvertrag der aktuellen Ampelkoalition ist das Vorhaben formuliert, eine rechtssichere Grundlage für die 24-Stunden-Betreuung auszugestalten.
Dieses Themendossier stellt Publikationen und weiterführende Links auf Positionen zum Thema zusammen.
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Literaturhinweis
Hired as a caregiver, demanded as a housewife: becoming a migrant domestic worker in Turkey (2007)
Akalin, Ayse;Zitatform
Akalin, Ayse (2007): Hired as a caregiver, demanded as a housewife. Becoming a migrant domestic worker in Turkey. In: The European Journal of Women's Studies, Jg. 14, H. 3, S. 209-225. DOI:10.1177/1350506807079011
Abstract
"Women from post-socialist countries started migrating to Turkey in the second half of the 1990s to work in the domestic work sector. Migrant domestics have formed their niche as live-in caregivers, due to the disinclination of the existing local labour power to work in the care sector. Yet, the employer mothers, besides asking their live-in workers to tend their children, often demand that they also do the daily chores in the home, purposely leaving the heavy cleaning to their Turkish domestics. This way, live-in migrant domestics are promoted from the status of foreign employees to fictitious family members, to eventually embody 'the ideal housewife'." (Author's abstract, IAB-Doku) ((en))
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Literaturhinweis
Mit und ohne Papiere: Migrantinnen aus Osteuropa als Haushaltshilfen in Haushalten mit Pflegebedürftigen (2007)
Karakayali, Juliane;Zitatform
Karakayali, Juliane (2007): Mit und ohne Papiere. Migrantinnen aus Osteuropa als Haushaltshilfen in Haushalten mit Pflegebedürftigen. In: B. Figatowski, K. H. Gabriel & M. Meyer (Hrsg.) (2007): The making of migration : Repräsentationen - Erfahrungen - Analysen, S. 48-56.
Abstract
Anhand der Analyse von Arbeitsverhältnissen zeigt die Autorin, dass die Arbeit in Haushalten mit Pflegebedürftigen sich in Bezug auf Aufgabenbereiche, Arbeitsanforderungen sowie den "live-in"-Status der Haushaltshilfen von anderen Formen der bezahlten Haushaltsarbeit unterscheidet. Sie stellt fest, dass die über die Agentur für Arbeit vermittelten Arbeitskräfte mit einem legalen Status mit den gleichen Problemen entgrenzter Arbeitszeiten, Überausbeutung und Missbrauchs konfrontiert sind wie die Frauen ohne Papiere. Dies hängt maßgeblich damit zusammen, dass den Frauen zwar formal Rechte zustehen, sie aber faktisch keine Möglichkeit haben, diese für sich einzuklagen. Im Wesentlichen mangelt es ihnen an Ressourcen, bei Problemen arbeitsrechtliche Schritte gegen ihre ArbeitgeberInnen einzuleiten. Dazu fehlen Zeit, Geld, Ermutigung durch ein soziales Umfeld sowie das Wissen um unterstützende Hilfsorganisationen. Zudem hemmt die Angst vor der Reaktion der Agentur für Arbeit und einem möglichen Verlust der Arbeitserlaubnis häufig die Initiative. Damit mündet die Regularisierung in einer Art von prekärer Aufenthaltserlaubnis. Es wird die These vertreten, dass entscheidend nicht der formale Status ist, sondern vielmehr die Frage danach, über welche Ressourcen die im Haushalt Arbeitenden verfügen, um sich schlechten Arbeitsbedingungen verweigern zu können. Diesbezüglich scheinen die sozialen Netzwerke der irregulär arbeitenden Migrantinnen unter Umständen effektiver zu sein als der legale Arbeitsaufenthalt. Eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen durch eine Regularisierung der Arbeit kann erst dann erfolgreich sein, wenn die so Regularisierten in die Position versetzt werden, ihre Rechte auch einklagen zu können. Eine Voraussetzung dafür ist der politische Wille, die transnationalen Haushaltsarbeiterinnen umfassend anzuerkennen. (Gesis)
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Literaturhinweis
Sprich (nicht) drüber - Fürsorgearbeit von Migrantinnen in deutschen Privathaushalten (2007)
Zitatform
Lutz, Helma (2007): Sprich (nicht) drüber - Fürsorgearbeit von Migrantinnen in deutschen Privathaushalten. In: WSI-Mitteilungen, Jg. 60, H. 10, S. 554-560. DOI:10.5771/0342-300X-2007-10-554
Abstract
"Viele deutsche Haushalte nehmen heute transnationale Dienstleistungen in Anspruch, und zwar nicht nur als Serviceleistungen, die in Billiglohnländer verlagert werden, sondern in Form von personalisierter Arbeit im Privathaushalt, die von Migrantinnen verrichtet wird. Dieser Artikel beschreibt die Bedeutung der Migrantinnen für die Absicherung von Fürsorgearbeit in Deutschland. Dabei geht es sowohl um die hiesigen Erscheinungsformen dieser Arbeit und ihrer rechtlichen Grundlagen als auch um die Betrachtung des Phänomens im internationalen und europäischen Kontext. Differenzen und Gemeinsamkeiten im Vergleich zur deutschen Situation werden herausgearbeitet. Der Artikel erläutert die unterschiedlichen Interessen der beteiligten Akteurinnen im Bereich haushaltsbezogener Dienstleistungsarbeit und stellt fest, dass dieses Phänomen Kernfragen der Geschlechtergerechtigkeit berührt." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Vom Weltmarkt in den Privathaushalt: die neuen Dienstmädchen im Zeitalter der Globalisierung (2007)
Zitatform
Lutz, Helma (2007): Vom Weltmarkt in den Privathaushalt: die neuen Dienstmädchen im Zeitalter der Globalisierung. Opladen u.a.: Budrich, 226 S., Anhang.
Abstract
"In jüngster Zeit sind zunehmend Migrantinnen als Haushaltsarbeiterinnen in deutschen Haushalten zu finden. Sie arbeiten als Putzfrauen, betreuen und pflegen Kinder oder alte Menschen. Dieses Buch beschäftigt sich mit der Frage, wie die betroffenen Migrantinnen und ihre Arbeitgeber/innen mit dieser Situation umgehen und welche gesamtgesellschaftlichen Auswirkungen damit verbunden sind. Der Bedarf nach haushaltsnahen persönlichen Dienstleistungen scheint in Deutschland eher zu steigen als abzunehmen und der Weltmarkt liefert die gewünschten Arbeitskräfte; diesem Bedarf steht jedoch eine migrationspolitische Abgrenzungspolitik gegenüber, die diese Arbeitsleistung nicht als gesellschaftliches Desiderat betrachtet und in die Illegalität abdrängt." (Autorenreferat, IAB-Doku)
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Literaturhinweis
Immigrant women in paid domestic service: the case of Spain and Italy (2003)
Rubio, Sonia Parella;Zitatform
Rubio, Sonia Parella (2003): Immigrant women in paid domestic service. The case of Spain and Italy. In: Transfer, Jg. 9, H. 3, S. 503-517.
Abstract
"In den familistischen Wohlfahrtsstaatssystemen Italiens und Spaniens ist das Wiederauftreten von am Arbeitsplatz wohnenden Haushaltshilfen und die Nachfrage nach Einwanderinnen, die Haushaltsdienstleistungen verrichten, höher als in anderen europäischen Ländern. Die Organisation und Regulierung von Dienstleistungen im Zusammenhang mit Haushalt und Familienversorgung gehört nicht zu den wichtigen sozialpolitischen Zielen südeuropäischer Länder. Man geht davon aus, dass vor allem die Familie ('Frauen' ) für Sozialschutz sorgen. Da es an politischen Entscheidungen in diesem Bereich fehlt, hat die zunehmende Partizipation einheimischer Frauen am Arbeitsmarkt in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass Haushalte Einwanderinnen aus Nicht-EU-Ländern einstellen, die ihnen helfen sollen, die Erfordernisse ihrer Familie mit den Anforderungen einer bezahlten Beschäftigung in Einklang zu bringen. Diese Einwanderinnen stellen einen riesigen Bestand an billiger Arbeitskraft dar und es herrscht Mangel an einheimischen Frauen, die eine Beschäftigung im Haushalt annehmen." (Autorenreferat, IAB-Doku)